Juan Manuel Roca: Testigo de sombras - Schattenzeuge
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Testigo de sombras – Schattenzeuge
Gedichte, zweisprachig: Spanisch – Deutsch
ISBN 978-3-927648-89-0
Einband (Feinleinenstruktur)
176 Seiten
14 x 20 cm
20,00 Eur[D] / 22,00 Eur[A/CH]
Herausgegeben und aus dem kolumbianischen Spanisch ins Deutsche übertragen von Juana Burghardt und Tobias Burghardt. Umschlaggestaltung von Juana Burghardt. Mit einem Nachwort von Tobias Burghardt
Edition Delta, Stuttgart 2023
Juan Manuel Roca
POETIK
Nachdem auf Papier das Wort Kojote geschrieben wird,
Ist darauf zu achten, dass diese Schlächter-Vokabel
Nicht die ganze Seite einnimmt,
Dass es ihm nicht gelingt,
Sich hinter dem Wort Jacaranda zu verbergen,
Zu warten, bis das Wort Hase fällt, und es zu zerreißen.
Um dies zu vermeiden,
Um Warnrufe abzugeben
In dem Moment, in dem der Kojote
Heimlich seinen Hinterhalt vorbereitet,
Raten einige alte Meister dazu,
Welche die Beschwörungen der Sprache kennen,
Das Wort Zündholz zu zeichnen,
Es in das Wort Stein zu harken
Und das Wort Feuer zu entfachen,
um ihn zu vertreiben.
Es gibt weder Kojote noch Schakal, es gibt weder Hyäne noch Jaguar,
Es gibt weder Puma noch Wolf, die nicht fliehen,
Wenn sich das Feuer mit der Luft unterhält.
Ins Deutsche übertragen von Juana Burghardt und Tobias Burghardt
Juan Manuel Roca (Foto: José Ángel Leyva)
Erste übersetzte Gedichtproben des herausragenden lateinamerikanischen Lyrikers Juan Manuel Roca in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, der »Neuen Zürcher Zeitung« und der Berliner Lyrikzeitschrift »Park« (Heft 55/56) fanden ein überaus positives Echo, dass jetzt seine zweite Werkauswahl »Testigo de sombras – Schattenzeuge« mit neueren Gedichten erscheint. Der kolumbianische Lyriker Juan Manuel Roca wurde 2021 für sein poetisches Lebenswerk mit dem »Premio Vida y Obra« der Metropole Bogotá gewürdigt.
Die zweisprachige Werkauswahl »Testigo de sombras – Schattenzeuge« gibt einen weiten Einblick in seine luzide Poetik und wesentliche Blickweise auf die leidvolle Wirklichkeit der lateinamerikanischen Kulturen zwischen Wundern und Wunden, der Würde der zahllosen Niemande und Nichtse, der Notwendigkeit der Erinnerung und des festen Überlebenswillens in den gegenwärtigen Zeiten, die sich selbst verschlingen. Seine präzise und bisweilen poetologische Poesie ist sowohl scharfsinnig und nüchtern als auch zärtlich und wohltemperiert. Jedes einzelne Gedicht von Juan Manuel Roca stellt ein imaginäres Universum dar, das es zu entschlüsseln gilt.