Teresa Pascual: El temps en ordre & Rebel·lio de la sal – Die geordnete Zeit & Rebellion des Salzes
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El temps en ordre & Rebel·lio de la sal – Die geordnete Zeit & Rebellion des Salzes
Gedichte, zweisprachig: Katalanisch - Deutsch
ISBN 978-3-927648-37-1
Einband, broschiert
161 Seiten
15,6 × 15,6 cm
20,00 Eur[D] / 22,00 Eur[A/CH]
Aus dem Katalanischen von Juana und Tobias Burghardt. Titelbild von Juana Burghardt
Edition Delta, Stuttgart
Ich habe die Fenster aufgemacht und das Meer
färbte die Wasserlinien,
ohne das Salz zu schmecken, das die Wogen
bewegte und in den Sand niederriß −
das ganze Salz, das sich an das Maß hielt,
an dein Maß der Dinge,
an das Salzschweigen, an den Salzwind,
an die Salzhaut der Wörter...
HOCHKARÄTIGE LYRIK
Teresa Pascual gehört zu DEN lyrischen Stimmen der moderneren katalanischen Literatur. 1952 in Grau de Gandia, südlich von Valencia geboren, hat sie die Stimmungen und das Lebensgefühl jenes Küstenortes und der Region durch ihre Eltern – einem Fischer, der die „Fideuà“, eine Art der Paella, erfand, die heute als Spezialität der valencianischen Küche gilt, und einer Hausfrau, die „aus einer Epoche / der Angst, des Krieges und unmöglicher Fragen“ stammte – vererbt bekommen. Eigentlich wollte sie Literatur studieren, was seinerzeit an der Universität von Valencia jedoch noch nicht möglich war. Und so wurde aus Pascual eine Oberstufenlehrerin, die in ihrer Freizeit Gedichte schrieb, unter anderem im Rahmen des von ihr mitgegründeten Literaturzirkels „Aina“. Dort befand sie sich in prominenter katalanischer Gesellschaft: Maria-Mercè Marcal, Jaume Pérez Montaner oder Xulio Ricardo Trigo lernten einander dort kennen und schätzen. Pascual wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt – darunter auch ins Deutsche, unter anderem von Juana und Tobias Burghardt – und hat ihrerseits etwa das poetische Gesamtwerk von Ingeborg Bachmann sowie Einzeltitel von Hans Magnus Enzensberger und Brigitte Oleschinski ins Katalanische übersetzt.
Das hier vorliegende Werk umfasst zwei Gedichtbände von Pascual: „Die geordnete Zeit“ von 2002 und „Die Rebellion des Salzes“ von 2008. Beide Werke wurden mit Literaturpreisen ausgezeichnet: „Die geordnete Zeit“ (Originaltitel: El temps en ordre) mit dem „Premi Crítica d’Or“ im Jahr 2003 und „Die Rebellion des Salzes“ (Originaltitel: Rebel•lio de la sal) mit dem renommierten „Premi de la Crítica Catalana“ im Jahr 2009. Hochkarätige Lyrik also, die von Juana und Tobias Burghardt nun ins Deutsche übersetzt wurde. Für diejenigen Leser, die des Katalanischen mächtig sind, befindet sich der Originaltext auf der jeweils linken Buchseite.
Die Lyrik Pascuals ist nicht einfach zu lesen. Der Sinn erschließt sich selten nur, es sind zumeist Gedanken und Gefühle – Dinge, die dem baskischen Dichter und Philosophen Miguel de Unamuno gemäß Hand in Hand gehen müssen, um die Ganzheit der Werte der menschlichen Dimension erkennen und begreifen zu können: „Es reicht nicht zu denken, / man muss unser Schicksal fühlen“, schrieb de Unamuno einst. Und so sollte der Leser auch an die Gedichte von Teresa Pascual herangehen. Zumeist ohne Überschrift steigen die meist sehr kurzen Werke direkt ein, etwa hier: „Der Wind heute am Strand/wühlte in Sand und Salz. / Von der Seele weiß ich / nicht mehr als die Wegstrecke / mancher Wasserlinien.“
Als wäre jedes Wort schon eines zu viel, sind die Gedichte von Pascual sehr reduziert, andererseits genügen auch wenige Worte, um viel zu sagen: „Ich komme morgen. / Und es wird für alles / zu spät sein, was ich dir / heute auch nicht gesagt habe.“.
Immer wieder taucht das Meer, das Salz, das Meer-Salz als Topos auf, es ist, möglicherweise als Ur-Element, das sprichwörtlich elementare Thema, auf das sich nach Pascuals Sichtweise das Leben reduzieren lässt: „Ich befand mich am Anfang / - Betörung des Wassers - / fast an der Linie,/die das Leben trennt, / wo sich das Leben trennt. / Ich befand mich im Salz, / Rebellion des Salzes.“
Anspruchsvolle Lyrik für Menschen, die gerne nachdenken. Sicherlich kein Buch zum entspannten Nebenbeischmökern. Die Lyrik von Teresa Pascual will entdeckt, will erobert werden. Wer sich darauf einlassen kann und will, wird durch poetische Schönheit und abstrakte Gedankenwelten belohnt. Aber, das sei noch einmal angemerkt: einfach ist das nicht.
Lyrik – Suite 101 (Vancouver, British Columbia, Canada)